Geschichte von Kraków

Vom Ende der 30-ger Jahre des XI. Jahrhunderts bis um die Jahrhundertwende vom XVI. zum XVII. Jahrhundert war Krakau nach Gnesen die zweite Hauptstadt Polens. Die Wawelkathedrale war von 1320 bis 1734 die Krönungs- und Begräbnisstätte der polnischen Könige, sowie auch Beisetzungsstätte der Krakauer Bischöfe und großer Polen. Beim Bau und bei der Entwicklung dieser durchaus polnischen Stadt haben auch Einwanderer aus verschieden Teilen Europas ihren Beitrag geleistet.
Zum ersten Mal wurde Krakau im Jahre 965 vom jüdischen Kaufmann Ibrahim ibn Yaqub aus Cordoba urkundlich erwähnt. Der älteste besiedelte Teil von Krakau war der Wawelhügel, am Fuß des Hügels angelegt, wo sich die Siedlung Okół entwickelte . In der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts siedelten hier Dominikaner (1222) und Franziskaner . Im Jahre 1241 wurde Krakau von den Tataren in Brand gesteckt.

Am 5. Juni 1257 verlieh der Krakauer Fürst Bolesław der Schüchterne der Stadt Krakau das Stadtrecht nach dem Magdeburger Recht. In dieser Zeit kamen viele Deutsche aus Schlesien nach Krakau. Die Stadt war unter Kasimir dem Großen Mitglied der Hanse, aber besonders intensive Kontakte unterhielt sie zu Nürnberg. Im Jahre 1477 kam von dort auf Einladung des Stadtrates Veit Stoß nach Krakau. Er verbrachte hier 19 Jahre, heiratete und begann nach einiger Zeit, als Wit Stwosz zu unterschreiben. Seine Lindenbibel, der Hauptaltar in der Marienkirche, ist ein Meisterstück der Spätgotik. 1520 wurde vom Nürnberger Glockengießer Hans Beheim die Sigismund-Glocke gegossen, bis vor kurzem die größte und berühmteste Glocke in Polen. In der Marienkirche wurde während des Hochamtes bis 1537 deutsch gepredigt.

Seine Entwicklung und seinen Reichtum verdankte Krakau dem Handel, hauptsächlich mit dem Salz aus Wieliczka, mit dem slowakischen Kupfer ( damals aus Ungarn) aus der Nähe von Košice und mit dem Blei aus den Minen von Olkusz. Die Krakauer Kaufleute brachten ihre Waren bis nach Großbritannien und in die Niederlande und kamen mit teuren Tüchern zurück, die sie später in den Tuchhallen verkauften. Krakau hatte in der Hanse das Monopol auf Kupfer und wurde deshalb das „Kupferhaus der Hanse genannt“.
Im Jahre 1364 gründete Kasimir der Große die erste Universität in Polen und nach Prag die zweitälteste in Mittelosteuropa. Ihre Blüte erlebte sie um die Jahrhundertwende vom XV. zum XVI. Jahrhundert. In den Jahren 1491-1495 studierte hier Nicolaus Copernicus, Sohn deutscher Bürger aus Thorn, die sich dem polnischen König unterstellt hatten. In ihrer Blütezeit zog die Universität eine ganze Menge männlicher Jugend an, nicht nur aus dem polnischen Königreich, sondern auch aus den Nachbarländern, vor allem Ungarn, Böhmen, Mähren und Deutschland, aber auch aus den entferntesten Ecken Europas, bis hin nach Spanien und England.

Im Spätmittelalter bildeten die Italiener die zweitgrößte Ausländergruppe nach den Deutschen. Im XVI. Jahrhundert waren sie schon die größte Ausländergruppe. Anfang des XVI. Jahrhunderts begann der florentinische Meister Francesco Fiorentino mit dem Umbau des Königsschlosses. Sein Landsmann Bartolomeo Berrecci schloss den Bau ab und errichtete ein Meisterstück der Renaissance : die Grabkapelle für Sigismund I., dem Alten, mit einem königlichen Grabmal aus rotem Marmor. Viele italienische Künstler hinterließen in Krakau dauerhafte Spuren : Giovanni Maria Padavano, Tomaso Dolabella, Francesco Placidi, Baltasar Fontana.

Kasimir III. ,der Große, gründete neben Krakau zwei Vorstädte: Kazimierz (1335) und Kleparz (1366). 1495 befahl der König Johann I. Albrecht den Krakauer Juden in die Umgebung von Kazimierz umzusiedeln (von seiner nordöstlichen Seite), wo sich später die jüdische Stadt (Oppidum Judeorum) in Kazimierz entwickelte und zu einem der wichtigsten jüdischen Zentren in Polen und in Europa wurde. Im XVI. Jahrhundert lebte hier ein großer jüdischer Gelehrte, der Rabbiner Moses Isserles, mit dem Akronym Rema bezeichnet. Als Dezisor verfasste er halachische Entscheidungen, die für das ganze aschkenasische Judentum verbindlich wurden. Er war auch Autor wichtiger religiöser und philosophischer Werke. Nach seinem Tode im Jahre 1572 wurde er auf dem Friedhof neben der von seinem Vater gestifteten Synagoge bestattet. Zu seiner Begräbnisstätte pilgern bis heute fromme Juden aus der ganzen Welt.

Die jüdische Kultur blühte hier bis zum zweiten Weltkrieg. Im September 1939 bildeten die Juden 25% der Krakauer Bürger und nach dem nationalsozialistischen Verzeichnis vom November dieses Jahres wohnten in Krakau und in der Umgebung 68 482 Juden. Am 4. Juni 1942 wurde mit einer deutschen Kugel in einer Gasse im Ghetto der jüdische Dichter Moredechaj Gebirtig erschossen. Während des Krieges wurden 90% der Krakauer Juden bestialisch ermordet, die meisten in den Gaskammern des Vernichtungslagers in Bełżec. Derzeit zählt die jüdische Gemeinde knapp 180 Mitglieder, vor allem ältere Leute.
Aller Vernichtung zum Trotz verschwand das jüdische Krakau doch nicht ganz. Seit 1988 findet hier das Festival der Jüdischen Kultur statt, mittlerweile das größte jüdische Festival in ganz Europa. Da die jüdische Gemeinde sehr klein ist, wird es hauptsächlich von Nicht-Juden organisiert.. Acht Jahre lang hatte ich das Vergnügen und die Ehre, bei diesem Festival als Volontär mitzumachen.

Man könnte noch lange von Krakau berichten, aber ich möchte noch etwas für mich übriglassen, was ich Ihnen bei einer Führung vor Ort erzählen könnte. Und wenn ich Sie noch immer nicht überzeugt habe, dass Sie gerade mit mir die uralte Stadt besichtigen wollen, lesen Sie, was unser Dichter Konstanty Ildefons Gałczyński über Krakau geschrieben hat. Zwar gehört er nicht zu unseren Dichterpropheten, aber vielleicht hatte er ausgerechnet in diesem Moment die göttliche Eingebung, als er die Verse schrieb? 😉

Fragt mal den Artur
ich schwöre und lüge nicht
aber es waren ausgerechnet
sechs Worte in diesem Telegramm:
Verzauberte Droschke
Verzauberter Kutscher
Verzaubertes Pferd

Kommen Sie einmal nach Krakau! Während Sie mit einer verzauberten Droschke das magische Krakau besichtigen, können sie vom Gesang und Spiel meiner Frau Zoriana begleitet werden.

Zoriana i Artur Grzybowscy